Am vergangenen Wochenende sind wir wieder in Graz angekommen. Mit Schlafmangel, ausgelaugt und auch mit einigen Wehwehchen, aber trotzdem mit viel Freude und Stolz auf das Erreichte. Letzte Woche fand für uns der erste offizielle Formula Student Bewerb in dieser Saison statt. Es ging in die Niederlande und an der Rennstrecke in Assen, wo normalerweise Motorräder ihre Runden drehen, traten über 40 Studententeams aus Europa an und haben sich in diversen Disziplinen gemessen und wir waren mittendrin.
Nicht nur die Competition an sich war fordernd, auch die Umstände in den Niederlanden waren nicht hilfreich. Am Sonntag mussten wir zum ersten Mal unser Camp evakuieren, da ein Sturm über Assen fegte. Wir konnten gerade noch so unsere Zelte befestigen, sodass nichts weiter passierte. Wir halfen alle zusammen und man spürte schon hier abseits der Rennstrecke den Teamspirit von Joanneum Racing Graz.
Am darauffolgenden Tag traten wir dann mit weniger Vorbereitungszeit als erhofft bei den statischen Disziplinen an – Statische Disziplinen sind jene, wo das Auto nicht fährt, sondern das Wissen rund um Fahrzeug, Fertigung und Finanzen abgeprüft wird. Da wir in allen drei statischen Disziplinen (Business Plan Presentation, Cost & Manufacturing und Engineering Design) das jeweilige Finale (besten 2-5 Teams) erreicht haben, haben wir auch hier gezeigt, dass wir nicht nur Autos bauen können, sondern auch abseits der Rennstrecke unsere Stärken haben.
Am Dienstag war es dann soweit, nachdem uns bei den technischen Inspektionen zeitweise auch das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, konnten wir als erstes Elektroteam am Bewerb alle technischen Überprüfung erfolgreich abschließen und unser Auto war somit für die dynamischen Disziplinen zugelassen. Am selben Abend aber mussten wir wegen einem weiteren Gewitter und Sturm das Camp ein weiteres Mal evakuieren. Am nächsten Tag war es aber dann soweit. Die ersten drei der dynamischen Disziplinen (Skidpad, Acceleration und Autocross) konnten wir dann am Mittwoch absolvieren und am Donnerstag absolvierten wir die letzte dynamische Disziplin, das Endurance-Rennen.
Am Donnerstag nach dem Endurance war es dann endlich soweit und es kam zur Siegerehrung, wo wir die offiziellen Ergebnisse erfuhren. Ehrlicherweise übertrafen diese dann sogar unseren Erwartungen und Hoffnungen.
Denn schon in den statischen Disziplinen konnten wir drei Stockerlplätze abstauben:
2. Platz: Engineering Design
3. Platz: Cost and Manufacturing
3. Platz: Business Plan Presentation
Doch unser Auto selbst übertraf alles und wir konnten vier Events gewinnen und einen zweiten Platz einfahren:
1. Platz: Endurance
1. Platz: Skidpad
1. Platz: Autocross
1. Platz: Efficiency
2. Platz: Acceleration
Mit einem Podium in jeder möglichen Einzelwertung haben wir so den Gesamtsieg in der EV-Klasse erreicht und mit 986,79/1000 Punkten haben wir (soweit unsere Recherchen zurückreichen) einen neuen Punkterekord. Somit haben wir gezeigt, dass wir ÖsterreicherInnen alle mal mit den deutschen Teams an der Weltspitze mithalten können und somit auch selbst dazugehören.
Wir haben ein Team aus Studenten, wo jeder einzelne die Extrameile geht, um das Team zu Erfolgen zu verhelfen, aber jede Anstrengung und der ganze Effort wäre nicht zielführend, wenn wir nicht die Mittel zur Verfügung gestellt bekommen. Deswegen möchte ich mich hier im Namen aller Weasels für die Unterstützung bedanken. Nur ihr als Sponsor ermöglicht es uns, dass wir in unseren jungen Jahren neben dem Studium unseren Traum verfolgen können und ein Rennauto bauen können. Wir sind wirklich alle zutiefst dankbar für jegliche Arten der Unterstützung und auch für das Vertrauen, dass wir mit dem jeweiligen Sponsoring ein kompetitives Rennauto bauen können. Seien es gefertigte Bauteile, die wir dann im Auto verbauen, Komponenten, die sonst zu lange Lieferzeiten hättenein monetäres Sponsoring, mit dem wir notwendige Einkäufe tätigen oder die Anmeldegebühren entrichten können. Jedes einzelne Sponsoring, das wir über die Saison erhalten haben, hat zu diesem Erfolg beigetragen und deswegen: VIELEN DANK!
Aber wie heißt es so schön: Nach dem Bewerb ist vor dem Bewerb. Deswegen laufen die Vorbereitungen für den nächsten Bewerb schon wieder auf Hochtouren. Als nächstes geht es zur Heim-Competition am Red Bull Ring, wo wir zwar mit dem Sieg eine äußerst solide Grundbasis gebildet haben, wir aber uns darauf trotzdem nicht ausruhen dürfen, da der Bewerb in Österreich allgemein der stärkst besetzteste Bewerb weltweit ist und daher schon von Haus aus fast nur Top-Teams anwesend sind.
In Österreich kann man auch bei den dynamischen Disziplinen als externe Person zusehen, darum falls Interesse besteht auch einmal, oder wieder, Formula Student live in Action zu sehen, gibt es nächste Woche die Möglichkeit am Red Bull Ring dabei zu sein. Genau Zeitslots für unser Team/unser Auto werden erst veröffentlicht, aber hier der grobe Zeitrahmen:
Mittwoch 26. Juli:
09:00-12:00 Acceleration
09:00-12:00 Skidpad
13:30-18:00 Autocross
Donnerstag 27. Juli:
09:00-16:00 Endurance
Noch eine kurze Erklärung zu den einzelnen Disziplinen: Bei Acceleration wird die schnellste Zeit bei einer 75m-Beschleunigungsgerade gemessen. Skidpad ist eine Kreisfahrt in einem Achter, wo generell die Kurvengeschwindigkeit der Autos geprüft wird. Autocross ist vergleichbar mit einem Qualifying, wo eine Runde auf einem Kurs gefahren wird und die schnellste Zeit gewinnt und auch normalerweise die Reihung für den Endurance am nächsten Tag vorgibt. Hier muss das Auto 22km auf dem Kurs absolvieren, mit einem Fahrwechsel nach der Hälfte.
Rückblick – Formula Student Rennen in den Niederlanden
